Mein Mann zeigt mir immer Artikel, in denen von "schlechten PR-Gags" die Rede ist und sieht mich dabei als ausgebildete PR-Beraterin mitleidsvoll an. Aber mal ehrlich, solche Aktionen um C-Promis nimmt doch sowieso keiner mehr ernst. Mich beunruhigen da mehr die großen PR-Feldzüge, an dem sich jeder Möchtegernwassein beteiligen kann. #meetoo und dann #meetwo, wo zumeist ohne Beweise Menschen denunziert werden, schaffen Aufmerksamkeit für jene, die es für ihr Seelenheil brauchen. Und nahezu alle Medien stimmen drauf ein. Jeder darf verurteilen, jeder darf seinen Senf geben, keiner wartet Beweise ab. Und wenn sie dann einmal vorliegen oder es keine gibt, ist das maximal eine kleine Randnotiz wert.
Aber mal zurück aus der großen Medienwelt in unser direktes Umfeld. Wir brauchen Einwanderung - wir brauchen Fachkräfte! Ja, stimmt - aber: Dabei werden hierzulande tagtäglich die Fachkräfte von morgen diskriminiert. Die öffentliche Wirkung vom Status Mittelschule oder Realschule ist ohne jegliche PR. Es ist nur derjenige etwas Wert, der das Gymnasium besucht hat und der, der anschließend ein Studium antritt. Alle Anderen werden einfach abgeschrieben.
Wer den Anschluss nicht schafft, erfährt nur wenig Hilfe. Wenn, dann muss er sich selbst darum bemühen. Wie sagte schon die Bibel? Jeder ist einzigartig und wertvoll. Nehmen wir uns die Zeit, bei unseren jungen Menschen die Ressourcen zu wecken und ihre ganz eigenen Fähigkeiten und Talente zu fördern? Wenn im Schulalltag das Erlernen von Fremdsprachen vor dem lernen der eigenen Rechtschreibung und Grammatik steht, man Stochastik höher priorisiert als die Anwendung von Grundrechenarten und der Computer die Anstrengung eigener Gedanken überflüssig macht - fliehen wir damit nicht aus dem Land der Erfinder und der fleißigen Schaffer? Hat das Hand-WERK denn keine Zukunft für unsere Jugend? Muss es immer Soziologie oder was-mit-Medien sein?
Das Problem scheint schon im Kindergarten um sich zu greifen. Erzählte mir kürzlich eine Mutter, deren Tochter gern die Gruppenbeschäftigung "Waldspaziergang" besuchte. Die Kleine wurde so lange von einigen anderen Kindern, die Ballett vorzogen, gehänselt, bis sie nicht mehr in die Natur gehen wollte. So zieht es sich dann auch durch die Schullaufbahn. Was ist cool und was ist uncool? Was geben wir den Kindern mit, um auch Andere und ihre Fähigkeiten zu schätzen? Vielleicht ist es sogar das übermäßige Lobhudeln für den eigenen Nachwuchs, das diesen dann auf Andere herabsehen lässt?
Kinder brauchen Zeit zur Entwicklung. Der Eine mehr, der Andere weniger. Wir sollten die Langsamen, Unmotivierten und Herabgesetzten nicht allein lassen. Es gibt viele Möglichkeiten, Talente zu entdecken und zu fördern. Wenn schon im Kindesalter Wertschätzung verloren geht, wie will man da im Erwachsenenalter miteinander leben?
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