Wenn die UiE bei ihren Lesern erscheint, haben sich am 9. Dezember bereits die Bürger von Lengefeld für oder gegen ein Zusammengehen mit der Gemeinde Pockau entschieden.

Also lasse ich dieses Ergebnis hier mal außen vor und beschäftige mich mit der Kommunikation drum herum. In der Vergangenheit lasen wir immer wieder von Kommunen, die über ein Zusammengehen mit benachbarten Orten  verhandelten. Immer wieder geschah es, dass kurz vor der Zielgeraden eine kleine Gruppe aufstand, um alles wieder in Frage zu stellen. So nun auch im Falle Pockau-Lengefeld. Dies soll, so der Vorschlag der Räte beider Orte, der Name der neu entstehenden Stadt sein.

 

Der Vorwurf, die Gemeinde habe nicht informiert, es wurde hinter verschlossenen Türen alles schon beschlossen, stand im Raume. In Lengefeld wurde die Legitimation der Stadträte für derlei Gespräche seitens einer Bürgerinitiative in Abrede gestellt. Die Bürgermeister beider Orte legten den Kritikern dar, dass die Räte Grundlagen und Zahlenmaterial für die Erstellung eines Vertrags-Entwurfs zum Zusammenschluss beider Orte erarbeitet hatten. Hierbei war - auch aus Gründen des Datenschutzes - keine Bürgerbeteiligung möglich. Dieser Entwurf solle aber Grundlage für eine Diskussion mit den Bürgern sein. Somit hatte der Dialog mit den Bürgern bereits mit der Veröffentlichung des Entwurfs und der Durchführung von Bürgerversammlungen und vor der gesetzlichen Auslegepflicht begonnen. Gegen diese Pauschalverurteilungen seitens der Bürgerinitiative regte sich auch in der Einwohnerversammlung in Lengefeld massive Kritik. Ihnen wurde vorgehalten, Möglichkeiten wie die regelmäßige Information in der Freie Presse, Amtsblättern oder einfach die Anwesenheit zur Bürgersprechstunde in der Stadt- oder Gemeinderatssitzung nicht genutzt zu haben. Übrig blieb am Ende nur noch die Kritik an der Namensgebung.

Wie kann man nun derartige Diskussionen möglichst ausschließen? Ich möchte diese Frage von dem vorliegenden Fall getrennt betrachten, um dem eine Allgemeinverständlichkeit zu geben.

In der Kommunikation unterscheidet man zwischen drei Teilöffentlichkeiten.

Die latente Teilöffentlichkeit ist betroffen, sich aber noch nicht darüber bewusst. Hier gilt es,  Aufmerksamkeit zu erregen und Interesse zu wecken. Die bewusste Teilöffentlichkeit ist sich der Problematik zwar bewusst, bleibt aber vorerst inaktiv. Diese Gruppe benötigt Informationen. Mittel hierzu sind u.a. Presse, Onlinedienste, Informationsschriften. Nur der wahrheitsgetreu, zeitnah und verständlich informierte Bürger kann für Neues oder Veränderungen gewonnen werden. Die aktive Teilöffentlichkeit  organisiert sich, um das für sie entstehende/bestehende Problem zu lösen. Am anschaulichsten finden wir diese Gruppe bei Umweltaktivisten oder Bürgerinitiativen. Hier zählt neben der Information besonders der intensive Dialog. Es kommt darauf an, die Anliegen beider Seiten zu erfassen, zu diskutieren, gegeneinander abzuwägen und zu einem für beide Seiten tragbaren Resultat zu kommen. Diese Gruppe kann man mitunter hervorragend in eine Problemlösung einbinden, denn sie sind aktiv und bilden eine lebendige Bürgergesellschaft. Oft hilft auch bei verfahrenen Situationen ein Mediator, der emotionsfrei die Kommunikation führen kann.

Haben wir uns oft genug Gedanken über Kommunikationshemmnisse bei unseren Mitmenschen gemacht? Ein Problem brennt auf der Seele, man könnte ja ins Rathaus oder zum Pfarrer gehen oder einfach einen CDU-ler ansprechen. Wenn da nicht die Schwellenangst wäre! Wer traut sich schon z.B.  öffentlich in der Stadt-oder  Gemeinderatssitzung eine Frage zu stellen. Womöglich steht es dann am nächsten Tag in der Zeitung? Wir müssen unsere Bürger auch manchmal abholen, mit ihnen ins Gespräch kommen. Regelmäßige Bürgerversammlungen - auch abseits von Problemdiskussionen, Infostände, Diskussionsstammtische, Jahresempfänge, Betriebs- oder Vereinsbesuche sind gute Gelegenheiten, sich ein Bild zu machen, Anregungen, Kritik und Lob mitzunehmen aber auch das eigene Handeln zu erklären. Sich Vertrauen zu erarbeiten braucht seine Zeit. Wir sollten uns wieder mehr die Mühe machen. 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien eine gesegnete Weihnachtszeit sowie einen guten Start in das neue Jahr.

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